Neues Werk auf historischem Boden!

Wo vor einem Jahr bis zu 150 Feuerwehrleute eine Katastrophe verhinderten, sind Arbeiter verschiedener

Gewerke mit dem Bau einer neuen Werkshalle für den Bielefelder Traditionsbetrieb Delius beschäftigt.

Die Phalanx aus Betonpfeilern ragt zehn Meter in die Höhe. Auf den vertikalen Stützen ruhen die horizontalen Stahlträger für die Dachkonstruktion und glänzen in der Sonne. Noch fällt das Tageslicht in die große Baustelle, und die Schatten der Konstruktionwerfen ein Muster aus schwarzen Linien auf den erdigen Boden. In den haben sich die Reifenprofile der fast pausenlos passierenden Muldenkipper gegraben. Auf den vielen Hebebühnen schrauben, schweißen und schwitzen die Arbeiter an den Profilen, die verpackt in langen Paketen auf ihren Verbau bis zum 7. November warten. Denn einen Tag später feiern die Verantwortlichen der Firma Delius Delcotex zusammen mit der Belegschaft und geladenen Gästen das Richtfest für die sogenannte Halle 5. Bei der handelt es sich um eine ganz besondere Halle, die es ohne das verheerende Feuer vom 9.November 2023 nicht geben würde. Vor einem Jahr hatte der Brand in der Abluftanlage erst den gewaltigen Schornstein auf dem Firmengelände beschädigt und einen Teil des historischen Sheddachs einer Werkshalle aus dem 19. Jahrhundert entzündet. Das Feuer wütete so versteckt in den Zähnen derDachkonstruktion, dass die Feuerwehr über 16 Stunden gegen die Flammen und deren Übergreifen kämpfte, bis ein Abrissbagger den Brandherd zum finalen Löschen öffnete.

 

Knapp ein Jahr nach der Katastrophe herrscht eine choreographierte Betriebsamkeit auf dem rund 4.300 Quadratmeter großen Areal. Nach dem Hebebühnen-Ballett und dem Abtransport des zum imposanten Hügel angewachsenen Erdaushubs, denn jeder der 56 Pfeiler besitzt ein 1,5 Meter tiefes Betonfundament, gehe es mit dem Buddeln für allerlei einzubringende Versorgungswerke aber noch weiter, sagt Prokurist und Technik-Vorstand Lutz Burghoff. Gemeinsam mit Geschäftsführer Marc Schmidt führt er die behelmten Besucher entlang am Rande der Baustelle durch eine noch sandige Gasse. Dort entsteht gemäß der Bauvorschrift ein Flachdachbereich zwischen der vom Feuer verschonten zweiten Sheddachhalle und der neuen Halle 5. Die wiederum auf der gegenüberliegenden Seite direkt an die erst vor zwei Jahren errichtete Halle 4 andockt: Bei dem Schwesterbau handele es sich ebenfalls um eine Konstruktion aus dem Hause Goldbeck, erklärt Schmidt. Bevor im Dezember rund 1.000 Kubikmeter Stahlbeton den robusten Boden der Halle bilden, müssen noch die Kabelkanäle für die Stromversorgung geschachtet werden. Die Gewinnung des Stroms finde dann wieder oben auf dem Dach statt, erklärt der Geschäftsführer. In der Spitze werde die Photovoltaik-Anlage 400 Kilowatt pro Stunde liefern. Kombiniert mit den 550 KW vom Dach nebenan bedeute das für die energieintensive Produktion einen großen Vorteil. „Wir arbeiten bei dem gesamten Projekt mit Firmen aus der Region zusammen“, erklärt Schmidt. Das betreffe auch die Spezialmaschinen zum Beschichten und Trocknen der Gewebebahnen von der Firma Menzel aus Senne. Im zweiten Quartal 2025 soll dann die Fertigung der von Delius Delcotex hergestellten, technischen Gewebe wieder an alter Stelle, aber unter neuem Dach unter modernsten Bedingungen aufgenommen werden. Gegenwärtig weben die 17 Maschinen, die den Großbrand relativ unbeschadet überstanden hatten, in der Hightech-Nachbarhalle 4. Die Neue hingegen wird zusätzlich zwei innenliegende Raumluftanlagen erhalten sowie zwei kräftige Portalkräne unter der Decke. Die beiden seien ein echter Fortschritt gegenüber der Vielzahl elektrischer Flaschenzüge in der Vergangenheit, sagen Schmidt und Burghoff beim Gang zurück in die Büros, wo die Zahlen warten, kleine wie große. Zu letzteren gehört auch die Investitionssumme: Die belaufe sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag, doch abgerechnet werde eben erst zum Schluss.

 

Quelle: Neue Westfälische, 1./2. November 2024

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